Zeitachsen
Äquilibristik und Realität
Demnächst im neuen Heft der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, 27. Jg., Heft 1-2, 2015
Aus dem Inhalt
- Gabriel Andreescu: Institutionalisierter Misserfolg. Der Beitrag der Securitate-Akten-Behörde und des Verfassungsgerichts zur Aufarbeitung in Rumänien (II)
- William Totok: Mit tückischer Durchtriebenheit. Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (III)
- Klaus Popa: Berichte von Pfarrern der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien aus Transnistrien und aus dem Generalgouvernement (1942-1944) (I)
- Karl-Heinz Gräfe: Ukraine – Nationalität, Nation und Staatsbildung (I)
- Werner Kremm: Periamportbewusstsein
- Johann Lippet: Verortung (Gedichte)
- Christopher Nehring: Von Dossiers, Kommissionen und hochrangigen Agenten. Das Erbe der bulgarischen Staatssicherheit 1989-2015
- Björn Opfer-Klinger: Zwischen EU, Oligarchen und desillusionierten Bürgern. Bulgarien in der politischen Dauerkrise 2013-2015
- Waldemar Schmidt: Die deutsche Minderheit in Kasachstan im 19. - 20. Jahrhundert
- Johann Böhm: Die Gleichschaltung der deutschen Presse in Rumänien durch Volksgruppenführer Andreas Schmidt ab September 1940-1944
- Heinrich Bienmüller: Arm und reich ...
- Georg Herbstritt: „Aus den Giftschränken des Kommunismus“. Ein Tagungsbericht
Bestellungen sind an den AGK-Verlag, Franzstr. 27, D-49413 Dinklage, Tel. 04443/91212, Fax: 04443/91213 oder an jede Buchhandlung zu richten.
Textbeispiele aus den einzelnen Beiträgen
Textbeispiel 1
Klaus Popa: Berichte von Pfarrern der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien aus Transnistrien und aus dem Generalgouvernement 1942-1944 (I)
[...] Die hier vorgelegten Berichte mancher in die beiden Territorien zum sogenannten „Einsatz“ gesandten Pfarrer sind in vielerlei Hinsicht aufschlussreich. Sie belegen, wie die einzelnen Pfarrer es verstanden, die ihnen anvertraute „Mission“ zu erfüllen, die sogenannten „Volksdeutschen“ religiös zu betreuen. Zwar werden nur in einzelnen Fällen sogenannte „völkische Vorträge“ erwähnt, welche die Pfarrer halten mussten, doch alle Pfarrer, welche von Bischof Staedel nach Transnistrien und ins „Generalgouvernement“ abgeordnet wurden, zählten zu dem Kreis der von Staedel persönlich ins Leben gerufenen „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“, als Ableger des gleichnamigen „Instituts“ in Jena.
Die „Berichte“ belegen, dass die Pfarrer ihre Tätigkeit als „Aufbauarbeit“ begriffen.
[...] Es ist bemerkenswert, dass die meisten der involvierten Pfarrer sehr gut mit den sogenannten „Bereichskommandanten“ der Einsatzgruppe „R“(ussland) der SS zusammenarbeiteten und es nur in den seltensten Fällen Schwierigkeiten gab. Die fanatische Überzeugung des Bischofs und seiner Pfarrer, die sich in Gebieten einsetzen ließen, in denen die Vertreibungs-, Vernichtungs- und Umsiedlungspolitik des NS-Staates und des faschistischen Rumäniens furchtbare Realität war, ist auch daran festzumachen, dass dieser Personenkreis sich bedenkenlos der ihr zugedachten Aufgabe, eroberte Gebiete einzudeutschen, hingab, trotz der eindeutig mit Stalingrad eingetretenen Kriegswende.
Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der gedruckten Fassung der Halbjahresschrift.
Textbeispiel 2
William Totok: Mit tückischer Durchtriebenheit. Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (III)
[...]
Zusammen mit dem Geschäftsmann Josef Henz wurde Hans Weresch Miteigentümer des enteigneten (arisierten) Temeswarer Restaurants „Lloyd”, das einen neuen Namen – Kaffee und Gaststätte Wien – erhielt (das ganze Dokument - hier unter dem Namen: Der Nationalsozialismus bei den Banater Schwaben in Archivdokumenten 1940-1944).
(Aus dem Inhalt: Überschriften der Unterkapitel)
Adam Müller-Guttenbrunn als „völkisches“ Kampfinstrument der Securitate
Planmäßige Verästelung der Beeinflussungstaktiken
Feindbild: Richard Wurmbrand (1909-2001)
Legenden, Gefängnisfolklore und Zerrbilder
Fazit
Anhang
Textbeispiel 3
Gabriel Andreescu: Über den institutionalisierten Misserfolg der Aufarbeitung. Der Beitrag der Securitate-Akten-Behörde CNSAS und des rumänischen Verfassungsgerichts (II)
[...] Das Drehbuch und die Regie funktionierten: das Kollegium wurde als ein gespaltenes Entscheidungsgremium wahrgenommen. Einerseits die Gruppe der Drei , die den ehrlichen und kompetenten Teil verkörperten, und andererseits die Kollaborateure mit ihrer politischen Macht, die am Misserfolg der Institution schuld waren. Doch trugen Mircea Dinescu, Andrei Pleşu und Horia-Roman Patapievici genauso wie ihre Kollegen dazu bei, die Aktivitäten des CNSAS zu untergraben. [...]
Übersetzung aus dem Rumänischen: Erzsébet Lajos, Andrea Zsigmond, Ágnes Simon
Textbeispiel 4
Karl-Heinz Gräfe: Ukraine – Nationalität, Nation und Staatsbildung (I)
[...]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es weder eine eigene Staatlichkeit noch eine einheitliche Nationalbewegung der Ukrainer. In Gestalt der 1890 gegründeten Ruthenisch-Ukrainischen Radikalen Partei R-URP (Rus’ka-Ukrains‘ka Radykal’na Partija) entstand zuerst im österreichischen Galizien und in der Bukowina eine eigenständige nationale westukrainische Bewegung, die auf die Errichtung eines ukrainischen Staatswesens (Republik) zielte. Aus ihr gingen 1899 zwei neue Parteien hervor: Die Ruthenisch-Ukrainische Sozialdemokratische Partei R-USDP (Rus’ka-Ukrains’ka Social’no-Demokratyčna Partija) und die Ukrainische Nationaldemokratische Partei UNDP (Ukrains’ka Nacjonal’no-Demokratyčna Partija). Im russischen Gouvernement Charkov entstand erst 1900 die Revolutionäre Ukrainische Partei RUP (Revoljucjona Ukrains‘ka Partija), aus der 1906 die Ukrainische Sozialdemokratische ArbeiterparteiUSDRP (Ukrains‘ka Social’no-Demokratyčna Robotnica Partija)hervorging. Erst im Verlauf des Ersten Weltkrieges 1914-1818, als die Ukrainer in den Uniformen des Habsburger Kaiserreiches und der Zarenmonarchie auch gegeneinander kämpften, sowie während der Revolutionen in Russland und Österreich-Ungarn und dem gleichzeitigen Bürger- und Interventionskrieg (1917/18-1920) kam es zu meist kurzfristigen regionalen Versuchen ukrainischer Staatsbildung unterschiedlicher Lebensdauer im gesamten ukrainischen Siedlungsgebiet. Sie bekämpften sich jedoch zumeist gegenseitig und fanden nicht zu einer einheitlichen ukrainischen Staatlichkeit. Sie wurden entweder von Sowjetrussland oder Deutschland, Österreich-Ungarn, seit 1918/19 vor allem von Polen, Großbritannien, Frankreich und den USA wesentlich beeinflusst, nicht nur politisch, sondern auch militärisch:
Ukrainische Volksrepublik UNR (Ukrains’ka Narodna Respublika)/Großregion Ukraine, Ostgalizien, Bukowina: November 1917 - April 1918 und Dezember 1918 - Oktober 1920 (Direktorium).
Ukrainischer Staat UD (Ukrain‘ska Deržava)/Großregionen Ukraine, teilweise Neurussland: Marionettenregime unter militärischer Besetzung des kaiserlichen Deutschlands: April - Dezember 1918.
Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik URSR (Ukrains‘ka Radjans‘ka Sozialistična Respublika) /Großregionen Ukraine und Neurussland ohne Krim und Dongebiet: Dezember 1917 - März 1918, November 1918 - Dezember 1922.
Westukrainische Volksrepublik ZUNR (Zachodno-Ukrains’ka Narodna Respublika)/Ostga-lizien, Bukowina, teilweise Karpatenukraine: November 1918 ‒ Januar 1919 und Januar – November 1919 als Westliches Gebiet der UNRZOUNR (Zachidnja Oblast‘ UNR).
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Vollständiger Text in der Printausgabe unserer Zeitschrift.