Geheimdienstparanoia - paranoia securistică
Der Fall Nikolaus Haupt – cazul Nicolae Haupt
1903-1992
[2. Februar 1960. Securitateoberstleutnant Wiliam Steskal, Leiter der Temeswarer Regionaldirektion der Securitate, genehmigt die Eröffnung der Beobachtungsakte von Nikolaus Hauptauf Vorschlag des Securitatehauptmanns Ludovic Toldan, des Securitatehauptmanns Alexandru Dobrescu, dem Chef der Dienststelle II, und des Securitatehauptmanns Stefan Keckemeti, Chef der Abteilung II]
[2 februarie 1960. Lt.-Col. Wiliam Steskal, şeful direcţiei regionala a Securităţii din Regiunea Timişoara aprobă deschiderea „dosarului individual” asupra lui Nicolae Haupt, propusă de căpitanul de Securitate Ludovic Toldan, căpitanul Alexandru Dobrescu, şeful Biroului II, şi căpitanul Stefan Keckemeti, şeful Serviciului II]
ACNSAS, I 1050764, vol.1, ff. 1-2 |
Anmerkungen zu einigen in dem Dokument erwähnten Personen
(*) Nikolaus Haupt (1903-1992), Sohn des banatschwäbischen Mundartautors Ägidius (mitunter auch Egidius geschrieben) Haupt (1861-1930). In der Zeit zwischen den Weltkriegen, ab 1928, tätig als Journalist in Temeswar: Banater Deutsche Zeitung (erscheint nach der Gleichschaltung mit dem Siebenbürgisch deutschen Tageblatt von 1941-1944 unter dem Namen Südostdeutsche Tageszeitung - mit einer Ausgabe für das Banat und einer Ausgabe für Siebenbürgen);
1938-1943 Herausgeber des pronazistischen Boulevardblatts Neueste Nachrichten.
Als Nazipublizist nach dem 23. August 1944 für kurze Zeit im Lager von Tîrgu Jiu interniert, danach lebte er zeitweilig in einem Versteck, 1948-1949 Mitarbeiter der Temeswarer Zeitung und der Freiheit. (Ausführlich über die Geschichte der Temeswarer Zeitung in dem Standardwerk von Eduard Schneider, Literatur in der „Temeswarer Zeitung”. 1918-1949, IKGS Verlag, München 2003; plus CD: Bibliographie.)
1952 wurde Haupt verhaftet, von dem Temeswarer Psychiater Eduard Pamfil für geistig Unzurechnungsfähig erklärt und in eine Lugoscher Nervenheilanstalt eingewiesen (cf. Mitteilung von Oberstleutnant Aurel Moiş und Oberleutnant Ernest Deitel vom 22. Oktober 1951, ACNSAS, P 12222, vol. 2, Bl. 15-16; Ärztliches Gutachten vom 18. Oktober 1951, ebenda, Bl. 17). Dass er der Securitate erfolgreich eine Nervenkrankheit vorgetäuscht hatte, wird der Geheimpolizei von ihren inoffiziellen Mitarbeitern „Meyer Iosif” (hier falsch geschrieben: „Mejer Josif”, d.i. Hans Weresch) und „Kiss Pavel” mitgeteilt. („Kiss Pavel”, der klerikalen Kreisen nahestand und dessen Identität nicht eindeutig ermittelt werden konnte, hatte zahlreiche Personen denunziert).
1952 wurde Haupt verhaftet, von dem Temeswarer Psychiater Eduard Pamfil für geistig Unzurechnungsfähig erklärt und in eine Lugoscher Nervenheilanstalt eingewiesen (cf. Mitteilung von Oberstleutnant Aurel Moiş und Oberleutnant Ernest Deitel vom 22. Oktober 1951, ACNSAS, P 12222, vol. 2, Bl. 15-16; Ärztliches Gutachten vom 18. Oktober 1951, ebenda, Bl. 17). Dass er der Securitate erfolgreich eine Nervenkrankheit vorgetäuscht hatte, wird der Geheimpolizei von ihren inoffiziellen Mitarbeitern „Meyer Iosif” (hier falsch geschrieben: „Mejer Josif”, d.i. Hans Weresch) und „Kiss Pavel” mitgeteilt. („Kiss Pavel”, der klerikalen Kreisen nahestand und dessen Identität nicht eindeutig ermittelt werden konnte, hatte zahlreiche Personen denunziert).
Bis zu seiner Pensionierung 1968 arbeitete Haupt in einem Temeswarer Betrieb. Ende der 1960-er Jahren beginnt er wieder zu veröffentlichen und beteiligt sich an den Sitzungen des Temeswarer Literaturkreises Adam Müller-Guttenbrunn(dem seit 1968 bestehenden Nachfolgekreis des Flacăra-bzw. Nikolaus-Lenau-Literaturkreises). In der Mundartbeilage der Temeswarer Neuen Banater Zeitung veröffentlichte er Gedichte im schwäbischen Dialekt. In den 1970er Jahren erscheinen von ihm auch einige politisch unverfängliche Kinderbücher (Herr Löffelstiel auf Reisen, 1976; Feuersalamander, 1978).
Nikolaus Haupt gehörte zu den vehementen Gegnern von Herta Müller, die er in einem in der Neuen Banater Zeitung (NBZ) vom 5. Juli 1981 veröffentlichten Beitrag heftig kritisierte und den Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreis rügte, weil er der Verfasserin des satirischen Textes Das schwäbische Bad den AMG-Preis zugesprochen hatte (vgl. William Totok, Die Zwänge der Erinnerung, S. 58-59). Im Dezember 1982 veröffentlichte er in der NBZdas Gedicht Rebellen-Song, das die Geheimpolizei als umstürzlerisch einstufte (siehe NBZ, 31. Dezember 1982, S. 3):
Rebellen-Song
Wir schweigen still. Doch hinter diesem Schweigen
wächst riesengross ein stummverkrampfter Hass.
Je tiefer auch wir unser Antlitz neigen,
die Zornesfalten, scharfgeritzt, sie bleiben.
Sie werden tief und hart. Sie werden blass.
Wir warten stumm auf eine grosse Wende.
Alle warten! Alle stehn bereit!
Wir ballen zähneknirschend unsre Hände,
wir schüren Gluten, legen tausend Brände
in tausend Herzen. Bald kommt unsre Zeit!
Die Zeit, die allergrößte aller Zeiten,
die Dämme niederreisst und Ketten bricht,
da alle Arme sich zum Sturm bereiten,
von allen Türmen alle Glocken läuten
und flammend unser Zorn zum Himmel sticht!
Haupt wurde für diesen Text mit einem schriftlichen Verweis bestraft. (Demnächst weitere Details zu diesem Vorgang.) Zu Haupt siehe auch Petri, Biographisches Lexikon..., S. 652-653.)
Anlässlich seines 85. Geburtstages veröffentlichte der NBZ-Volkskalender ein Foto und eine kurze biografische Notiz von Haupt. Im gleichen Kalender wurde auch seine Erzählung, „Peter, der Storch” publiziert (vgl. Volkskalender 1988. Neue Banater Zeitung, Redaktion Maria Stein, Timişoara [1987], S. 72-74).
Rebellen-Song
Wir schweigen still. Doch hinter diesem Schweigen
wächst riesengross ein stummverkrampfter Hass.
Je tiefer auch wir unser Antlitz neigen,
die Zornesfalten, scharfgeritzt, sie bleiben.
Sie werden tief und hart. Sie werden blass.
Wir warten stumm auf eine grosse Wende.
Alle warten! Alle stehn bereit!
Wir ballen zähneknirschend unsre Hände,
wir schüren Gluten, legen tausend Brände
in tausend Herzen. Bald kommt unsre Zeit!
Die Zeit, die allergrößte aller Zeiten,
die Dämme niederreisst und Ketten bricht,
da alle Arme sich zum Sturm bereiten,
von allen Türmen alle Glocken läuten
und flammend unser Zorn zum Himmel sticht!
Haupt wurde für diesen Text mit einem schriftlichen Verweis bestraft. (Demnächst weitere Details zu diesem Vorgang.) Zu Haupt siehe auch Petri, Biographisches Lexikon..., S. 652-653.)
Anlässlich seines 85. Geburtstages veröffentlichte der NBZ-Volkskalender ein Foto und eine kurze biografische Notiz von Haupt. Im gleichen Kalender wurde auch seine Erzählung, „Peter, der Storch” publiziert (vgl. Volkskalender 1988. Neue Banater Zeitung, Redaktion Maria Stein, Timişoara [1987], S. 72-74).
(**) Josef Gassner (auch Gaßner geschrieben), 1899-1971, Chefredakteur der gleichgeschalteten Südostdeutschen Tageszeitung (Ausgabe Banat). (Siehe: Johann Böhm / Klaus Popa, Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär. Die Gründungsmitglieder des Südostdeutschen Kulturwerks München und der Landsmannschaften der Deutschen aus Rumänien, Ungarn und Jugoslawien, [De la activistul nazist la activistul în asociaţia izgoniţilor. Membrii fondatorii ai Fundaţiei germane sud-est-europene şi ai Asociaţiilor germanilor din România, Ungaria şi Iugoslavia], Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2014, S. 175-177; Petri, Biographisches Lexikon..., S. 520-521)
(***) Ioan [Hans] Heber (1910 la Ciacova - 1988 în Timişoara), secretarul episcopului Augustin Pacha, condamnat în 1951 alături de acesta la 12 ani de închisoare.
Călugăriţa Patricia B. Zimmermann susţine că Hans (Ioan) Heber ar fi făcut jocul Securităţii şi că în cursul anchetei ar fi dat dovadă de un zel excesiv. Fără a-l nominaliza, ea descrie scena unei confruntări cu Heber (conspirat în diverse dosare sub numele de „Radu Sabin”) la care a fost supusă de către anchetatori, deoarece iniţial refuzase să dea declaraţiile cerute. [Heber] „a confirmat că aş fi furnizat informaţii ecumenice [economice], politice şi militare cu scopuri de spionaj în favoarea Vaticanului”, scrie călugăriţa. „Secretarul episcopului şi anchetatorul au profitat de faptul că nu am mai rezistat [...]. În cele din urmă am scris ce s-a cerut din partea mea”, cf. Hans Diplich (ed.), Schwester Patricia B. Zimmermann. Eine Monographie (Sora Patricia B. Zimmermann. O monografie), Banater Hausarchiv, Vogt, 1989, pp. 47, 51-52. Comparând declaraţiile lui Heber cu declaraţiile celorlalţi coinculpaţi, se pot depista numeroase informaţii „inedite”, însoţite de pure invenţii şi aprecieri politice tendenţioase necesare Securităţii pentru încadrarea penală a arestaţilor. Dezlegarea atitudinii lui Heber în timpul anchetei va fi posibilă doar după cunoaşterea tuturor materialelor din Dosarele de urmărire informativă (D.U.I.) ale unor persoane din anturajul său. Din documentele dosarului penal rezultă doar că Heber, condamnat, în 1951, la 12 ani de muncă silnică, a fost eliberat înainte de termen, în 1956, iar în baza unei decizii semnate de generalul Alexandru Nicholschi i s-a fixat domiciliu obligatoriu la Timişoara, „timp de 60 de luni” (cf. Decizia nr. 6430 din 7 iulie 1956, ACNSAS, P 15563, vol. 38, f. 1). (cf. Episcopul, Hitler şi Securitatea...., p. 225, n. 2).
Călugăriţa benedictină Patricia Zimmermann (13 decembrie 1914 – 10 mai 2007) din Timişoara a fost arestată pe date de 10 iunie 1951 şi condamnată un an mai târziu la 23 de ani de închisoare. A fost obligată să participe la procesul „lotului Pacha“ ca martoră a acuzării. În 1959 a fost expulzată în Germania, împreună cu dr. Hildegardis Wulff, dr. Franz Kräuter şi Josef Nischbach.
Aktualisiert-actualizat: 8. 11.2016, 19:52 h