Kunst-Kultur 7 - Artă-cultură 7
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[19. Juli 1957. Ernest Breitenstein: Presseschau. Neue Literatur ]
[19 iulie 1957. Ernest Breitenstein: Revista revistelor. Neue Literatur]
[1958. Alfred Margul Sperber: Zehn Jahre Rumänische Arbeiterpartei / Zece ani Partidul Muncitoresc Român]
[1958. Alfred Margul-Sperber: Der „Sputnik“]
[1960. Alfred Margul-Sperber: Dass man auf Erden ruhig schlafen kann!]
[1961. Alfred Margul-Sperber: Sternstunden der Menschheit]
[1961. Franz Liebhard: Der Sonnenkelch]
[1961. Astrid Connerth: Das kosmische Zeitalter ]
[1961. Franz Johannes Bulhardt: Für das selbsterrichtete Eden. Nach dem XXII. Parteitag der KP der UdSSR]
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[19. Juli 1957. Ernest Breitenstein: Presseschau. Neue Literatur ]
[19 iulie 1957. Ernest Breitenstein: Revista revistelor. Neue Literatur]
[1958. Angriff auf die Zeitschrift Neue Literatur / Atac asupra revistei Neue Literatur]
Scînteia, 30 martie 1958, p. 2 |
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Neuer Weg, 4. April 1958, S. 5 |
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Aus „Scînteia" vom 30. März 1958
DIE ZEITSCHRIFT „NEUE LITERATUR“
Die deutsche Literatur unseres Landes hat während der Jahre des volksdemokratischen Regimes einen großen Aufschwung genommen. Die aufmerksame, sorgfältige Anleitung durch die Partei ebnete zahlreichen deutschen Schriftstellern — sowohl Angehörigen der älteren Generation als auch Jüngeren den Weg zu hochstehender, dem Volke dienender Kunst.
Unter dem Einfluß des sozialistischen Humanismus schrieb Andreas Birkner seine gelungene Novelle „Aurikeln”, in der seine Zuversicht in die den deutschen Werktätigen der Rumänischen Volksrepublik von der Volksmacht gebotenen breiten Möglichkeiten Niederschlag findet. Unter den Bedingungen des volksdemokratischen Regimes wurde sich Oscar Walter Cisek des inneren Auftrags bewußt, einen Roman zu verfassen, dessen Held Horia ist und der die früheren ähnlichen Werke dieses Schriftstellers zu übertreffen verspricht. Die Voraussetzungen des Sozialismus gaben Georg Scherg die moralische Kraft, seinen Roman „Da keiner Herr und keiner Knecht” zu vollenden, der die Thesen über das Fehlen von Klassengegensätzen innerhalb der sächsischen Gesellschaft Siebenbürgens widerlegt. Auf die fortgeschrittenen Ideen unserer Gegenwart gestützt, schrieb Erwin Wittstock seine Novelle „Der Sohn des Kutschers”, in der er die feudale Mißachtung, unter der ein aus dem Volke stammender Geistesschaffender zu leiden hat, und den Mißbrauch der Macht, der sich ein Adliger gegenüber seinen Dienern schuldig macht, verurteilt. Die Anforderungen des Lebens veranlaßten Wittstock, seine Novelle „Die Begegnung’ zu vertiefen und sie der Kritik am imperialistischen Aggressionskrieg anzunähern. Eine wichtige Aufgabe in der Entwicklung der deutschsprachigen Literatur, in der Ausrichtung des deutschen literarischen Lebens unseres
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Landes, ist der Temesvarer Zeitschrift „Neue Literatur”, einem Organ des Schriftstellerverbandes der RVR, Vorbehalten.
Ein Verdienst der Zeitschrift ist es, sich die Mitarbeit der repräsentativsten deutschen Schriftsteller nicht nur der Region Temesvár, sondern auch der Region Stalin, Bukarests usw. gesichert zu haben. Sie fördert das Schaffen junger Prosaschriftsteller und Dichter, denen sie in ihren Spalten Gastfreundschaft erweist. Die „Neue Literatur” veröffentlichte vor allem in Nr. 4/1957 Prosawerke und Dichtungen, die interessante Gegenwartsthemen zum Gegenstand haben, wie z. B. die Erzählung „Die Hose” von Anton Breitenhofer, „Der Rettungsengel” von Herta Ligeti, Josef Fuchs „Vom neuen Brot und neuen Menschen”, ein Fragment aus dem Roman „Jetzt, da das Korn gemahlen” von Andreas A. Lillin, „Die Geschichte eines Lebens” von Hedi Hauser sowie Gedichte von Alfred Margul-Sperber, Peter Jung, Franz Liebhard, Christian Maurer, Lotte Berg u. a.
Leider aber sind viele der Nummern durch äußerst schwache Verbundenheit mit der Gegenwart gekennzeichnet. Selbst Schriftsteller, die sich in ihren von Verlagen herausgegebenen Arbeiten an bedeutsame Gegenw'artsthemen heranwagen, veröffentlichen in der Zeitschrift zuweilen zeitabgewandte, ja manchmal sogar falsch orientierte Beiträge.
Als Beispiel sei hier O. W. Ciseks Novelle „Das Ellenmaß”, Nr. 2/1957, angeführt. Ihr liegt der Gedanke zugrunde, das Glück bestehe in einer Art von Selbstgenügsamkeit, darin, wenig von sich selbst und wenig vom Leben zu verlangen, sich zufrieden zu geben, ohne den Versuch zu unternehmen, das Leben umzugestalten. Wäre dem Verfasser eine hohe Ansprüche stellende Redaktion mit ihrer Kritik zur Seite gestanden, hätte die Novelle vielleicht ein satirisches Pamphlet auf die kleinbürgerliche Mittelmäßigkeit im Leben und in der Kunst werden können. Die veröffentliche Fassung aber hinterließ einen ganz anderen Eindruck.
Nr. 2/1957 steht zur Gänze im Zeichen des 80. Geburtstags von Adolf Meschendörfer. Die Initiative, eine Nummer der Zeitschrift diesem Schriftsteller zu widmen, der einen bemerkenswerten Einfluß auf die Literatur der Siebenbürger Sachsen vor dem 23. August 1944 — insbesondere in der Periode, da er „Die Karpathen” (1907—-1914) herausgab — ausgeübt hat, war berechtigt. Sein Gesamtwerk hätte aber einer marxistischen Analyse unterzogen werden müssen, wobei insbesondere die kritisch-realistische Seite seines Schaffens hervorzuheben gewesen wäre. Statt dessen aber begegnen wir hier einer apologetischen, unkritischen Darstellung von A. Meschendörfers Wirken, einschließlich einiger Aspekte, die der Schriftsteller selbst längst überwunden hat.
Nr. 3 der Zeitschrift ist dem großen deutschen Klassiker Johann Wolfgang Goethe gewidmet. Die Nummer sieht jedoch von den Forschungen und Schlußfolgerungen der marxistischen Literaturwissenschaft über Goethe, über die
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wesentlichen Seiten seines Schaffens, ab, wobei der Einstellung der Klassiker des Marximus-Leninismus zu Goethe und seinem Werk nicht einmal Erwähnung getan wird. Das Fragment „Frauen und Wandlungen” stellt sieh die Aufgabe, die Einwirkung des Liebeslebens dieses großen Dichters auf seinen Schaffensprozeß zu verfolgen, indem die überholten Methoden jener bürgerlichen Literarhistoriker wieder aufgegriffen werden, die die sozial-historischen Voraussetzungen des künstlerischen Schaffens außer acht lassen, dafür aber den Einzelheiten — vor allem den pikanten Einzelheiten des persönlichen Lebens — übertriebene Bedeutung beimessen.
In der „Neuen Literatur” sehr schwach vertreten ist die Literaturkritik. Selbstverständlich kann eine Zeitschrift das literarische Schaffen auch durch die Thematik und die künstlerischen Eigenschaften ihrer Belletristik in gewissem Maße anleiten. Selbst wenn man dies aber auf einem viel höheren Niveau täte, als das in der „Neuen Literatur” der Fall ist, kann doch eine Zeitschrift, der wir hohes Ansehen wünschen, nicht auf kritische Artikel verzichten, die vom Gesichtspunkt der marxistisch-leninistischen Ästhetik geschrieben sind, auf Artikel, die Probleme des Schaffens erörtern. Derartigen Aufsätzen begegnet man aber in der Zeitschrift fast überhaupt nicht.
Im allgemeinen ist die Teilnahme der „Neuen Literatur” am ideologischen Kampf nicht sehr aktiv, ja, sie informiert ihre Leser nicht einmal über das literarische und ideologische Leben in unserem Lande und in aller Welt. Über die Kulturkonferenz der SED z. B. und die Ereignisse, die im ideologischen Leben der DDR darauf folgten, steht in der Zeitschrift kein Sterbenswörtchen. Für viele Leser wäre dies aber bedeutend wichtiger gewesen, als trockene „technische” Beiträge, wie z. B. die Analyse der ersten Sinfonie von Andreas Porfetje oder die Studie über den Kirchenbau des Mittelalters, die dem Verständnis von Nichtfachleuten verschlossen bleibt und keine Probleme tier Baukunst behandelt.
Nr. 4/1957 der Zeitschrift „Neue Literatur” verzeichnet einen gewissen Fortschritt. Um ihn zu festigen und ihn zu einem Ausgangspunkt für eine fühlbare Hebung des Niveaus deg Zeitschrift zu machen, müßte der Schriftstellerverband ihr ständig eine bedeutend wesentlichere Unterstützung angedeihen lassen, als bisher. Die „Neue Literatur” braucht ein Redaktionskollegium, das kollektive Arbeit in wirksamer Weise leistet, was eine Verstärkung des Redaktionsapparates nötig macht, die Zeitschrift braucht Korrespondenten in allen Regionen des Landes mit zahlreicher deutscher Bevölkerung und in Bukarest, sowie einen entsprechenden Sitz. Pflicht des Schriftstellerverbandes ist es, der „Neuen Literatur” unter die Arme zu greifen, damit diese den ihr gebührenden Platz in der ideologischen Front unseres Landes einnehme. Das kann nur erreicht werden, indem man mit den Autoren taktvoll und aufmerksam — allerdings ohne ideologische oder künstlerische Zugeständnisse — arbeitet, möglichst viele jüngere Schriftsteller heranzieht und mar-
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xistische literar-kritische Aufsätze (insbesondere über neue Arbeiten deutscher- Schriftsteller zu Gegenwartsthemen) sowie auch Novellen, Romanfragmente, Bühnenstücke, Gedichte usw. veröffentlicht, die mit dem Leben Schritt halten.
Unsere Antwort:
MIT DEM LEBEN SCHRITT HALTEN
Die kritischen Betrachtungen, die in der „Scinteia” vom 30. März die „Neue Literatur” zum Gegenstand hatten und eine helfende Wegweisung der Partei an die deutschen Literaturschaffenden unseres Landes darstellen, boten in erster Reihe der Redaktion der Zeitschrift, in einem weiter gespannten Kreise aber auch den Mitarbeitern, den deutschen Schriftstellern der RVR, vielfache Anlässe, sich mit der, redaktionellen Arbeit, mit ihrer eigenen schöpferischen Tätigkeit und mit den wesentlichsten Problemen der deutschen Literatur unseres Vaterlandes auseinanderzusetzen.
Die im Aufsatz enthaltenen positiven Feststellungen gehören zum Fundament, auf dem die weitere Ausgestaltung der Zeitschrift und damit auch unseres deutschen literarischen Lebens zu vollziehen ist. Wenn darauf hingewiesen wird, daß Heft 4/1957 den früheren gegenüber einen gewissen Fortschritt aufweist, daß die Behandlung „interessanter Gegenwartsfernen” zu verzeichnen ist und der „Neuen Literatur” „eine wichtige Aufgabe in der Entwicklung der deutschsprachigen Literatur, in der Ausrichtung des deutschen literarischen Lebens unseres Landes” zufällt, so sind das Aktivposten, die zweifellos Gewicht und Bedeutung besitzen. Daß sich manche unserer älteren Schriftsteller in der letzten Zeit zu einem engen Anschluß an das literarische Leben und die Denkweise unserer Zeit durchgerungen haben, kann zu einem gewissen Teil auch der „Neuen Literatur” zugeschrieben werden, was ja auch aus den Ausführungen der „Scinteia” hervorgeht. Dazu gesellt sich die Förderung „junger Prosaschriftsteller und Dichter” als ein Erfolg, der es verdient, nach Gebühr festgehalten zu werden.
Wir haben eingangs betont, daß die kritischen Ausführungen über die „Neue Literatur” der Redaktion und den Schriftstellern besonderen Anlaß zur Überprüfung ihrer Arbeit geboten haben. Durch die Erwähnung der Schriftsteller neben der Redaktion ist keineswegs bezweckt, einen Teil der redaktionellen Verantwortlichkeit abzuwälzen. Die Redaktion hat mit den eigenen Mängeln selbst aufzuräumen, im Geiste der Selbstkritik, im Wege einer grundsätzlichen Prüfung der Schwächen, die ihrer Arbeit anhaften. Wir haben neben der Redaktion auch die deutschen Schriftsteller deshalb erwähnt, weil der Aufsatz zu einem großen Teil auch an sie gerichtet ist und weil beide,
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Schriftsteller und Redaktion, letzten Endes einen Gesamtkomplex bilden, eine der bedeutendsten Arbeitsgemeinschaften unserer deutschsprachigen Literatur. Die Zeitschrift ist ein Spiegelbild der schöpferischen Arbeit unserer Schriftsteller. Jeder V ersuch, die wichtigsten der aufgezeigten Mängel zu beseitigen, führt logischerweise zu den Schriftstellern. Der Hinweis darauf, wie aus dem „Ellenmaß” eine Satire auf die Kleinbürgerlichkeit, sich im Leben mit wenig zu begnügen, statt das Leben umzugestalten, entstehen hätte können, ist ein eloquentes Beispiel dafür, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Redaktion und Schriftsteller auf Grund parteilicher Grundsätzlichkeit zu vollziehen hat.
Die Redaktion hat auch aus der Kritik, die an dem Meschendörfer gewidmeten Heft geübt wird, das uns eine marxistische Analyse des Gesamtwerkes unseres verdienten Siebenbürger Altmeisters schuldig geblieben ist, viel gelernt. Ebenso auch aus der Beanstandung, daß bei der Zeichnung eines Goethe-Bildes in Heft 3 „den Einzelheiten des persönlichen Lebens übertriebene Bedeutung” zugemessen wird. Im gleichen Maße gerechtfertigt ist auch die Feststellung, daß in einer Reihe von Heften „die Literaturkritik schwach vertreten” war und daß die Beurteilung der einheimisch-deutschen Neuerscheinungen auf dem Büchermärkte unseres Landes „vom Gesichtspunkt der marxistisch-leninistischen Ästhetik" und die Erörterung literarischer Schaffensprobleme in den Heften des Jahres 1957 vernachlässigt war. Damit hängt es zusammen, daß die Teilnahme am ideologischen Kampf mit Recht als ..nicht sehr aktiv” bezeichnet und manchen Nummern „eine äußerst schwache Verbundenheit mit der Gegenwart” nachgewiesen wurde.
Die Redaktion hat einige dieser Mängel im Laufe der Zeit durch Selbstanalyse auch aufgedeckt, wobei aber unterstrichen werden soll, nicht in einer so scharfen Konturierung und der klaren Herausschälung des Wesentlichen, wie es uns iin Aufsatz der „Scinteia” vor Augen getreten ist. Der weiter oben erwähnte Fortschritt, der Heft 4/1957 zuerkannt wird, ist ein Ergebnis dieser Selbstanalyse, ein Ergebnis des verstärkten Strebens, die „Neue Literatur” zu einem wahrhaft kämpferischen Organ auszugestalten, zu einer Zeitschrift, die gekennzeichnet zu sein hat als ein Faktor im Kampf an der ideologischen Front, gekennzeichnet durch die immer entschiedenere Hinwendung zur Thematik von heute, zum Lehen von heute, zur literarischen Widerspiegelung aller tiefgreifenden sozialistischen Umwandlungen, die sich im Leben unseres Vaterlandes, im Lehen unserer deutschen Bevölkerung in der RVR vor unseren Augen vollziehen.
Nunmehr kommen wir wieder auf die Schriftsteller zurück, die wir eingangs neben der Redaktion genannt haben. Ohne ihren tätigsten Anteil können diese Aufgaben nicht erfüllt werden. Nur mit ihnen, mit ihrem Beitrag als Ergebnis dessen, daß sie sich von den grundsätzlichen Feststellungen des Aufsatzes der „Scînteia” eben so tief angesprochen fühlen wie wir, können und sollen sie verwirklicht werden. Literaturkritiker und Literaturtheoretiker,
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Dichter und Erzähler, Dramatiker und Romanciers, gereifte Talente und solche, die sich jetzt seihst entdecken, um demnächst von der literarischen Öffentlichkeit mit Freude entdeckt zu werden - alle, die den Drang in sich verspüren, den Menschen der Gegenwart die Züge ihrer Zeit zu verdeutlichen, ihnen den Sinn der großen Wirklichkeit zu verdolmetschen, in der sie leben und arbeiten, kämpfen und höher steigen, sind aufgerufen, sich zusammenzufinden, ihre Kräfte zu vereinigen auf der gemeinsamen, in allem zeitgemäßen Plattform, die uns die Partei mit helfender Hand durch den Aufsatz der „Seînteia” geboten hat: „Ohne ideologische und künstlerische Zugeständnisse — mit dem Leben Schritt halten.”
Redaktion „Neue Literatur”
S. 10
Neue Literatur, 9. Jg. (16), Nr. 2, 1958, S. 5-10.
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[1958. Alfred Margul Sperber: Zehn Jahre Rumänische Arbeiterpartei / Zece ani Partidul Muncitoresc Român]
ZEHN JAHRE RUMÄNISCHE ARBEITERPARTEI
Zehn Jahre gingen erst seither ins Land?
Du hast, Partei, doch längeren Bestand!
Du bist uns ja, wie Eltern einem Kind,
Die ihm schon immer da gewesen sind.
Wie alles, was uns teuer ist und nah.
Das Volk, die Heimat: warst du immer da!
Wer lehrte uns den Sinn des Lebens sehn,
Daß wir vereinigt jeden Sturm bestehn,
Warum es Armut gibt und Überfluß,
Daß unser Kampf die Welt verändern muß?
Wer gab uns in der Dunkelheit das Licht,
In der Verzweiflung Mut und Zuversicht?
Wer sprach uns Kraft und Trost und Hoffnung zu
In trüben Tagen, Nächten ohne Ruh?
Wer hat uns in die Qual der Kerkernacht
Den Glauben an die bessere Zeit gebracht?
Wer stählte uns mit Trotz und Widerstand,
Wenn jede Aussicht auf Erlösung schwand?
Wer führte uns durch Untergang und Krieg
Im Kampf um die Befreiung bis zum Sieg?
Und nun, da eine neue Welt ersteht,
Wer gibt das Wissen uns, worum es geht?
Daß wir verstehn: der Friede nur erhält
Im Bunde mit der Arbeit diese Welt!
Wer lehrt uns, rät uns, stärkt uns mit Vertraun,
Wenn wir beherzt den Sozialismus baun?
Wer plant für uns den Umbruch dieser Zeit
Und macht die Träume uns zur Wirklichkeit?
Zehn Jahre gingen erst seither ins Land?
Du hast, Partei, doch längeren Bestand!
Du zählst ja nicht nach Jahren, denn du bist
Des Volkes Macht, die unvordenklich ist!
Neue Literatur, 9. Jg. (16), Nr. 2, 1958, S. 11
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[1958. Alfred Margul-Sperber: Der „Sputnik“]
Der „Sputnik“
Alfred Margul-Sperber
O Schöpfer Geist, sprichst Ju erneut: Es werde!?
Verwirklicht ist der Menschheit kühnster Traum!
Der Mensch zerbricht die Schranken dieser Erde
Und wirft sich jubelnd in den Weltenraum!
Was alles auch dem Menschen zu erreichen
Vergönnt war durch erfinderischen Rat,
Nichts lässt sich dem Unglaublichen vergleichen:
Geblendet steht die Welt vor solcher Tat!
Was sie auch noch so überschwenglich sagen,
Sowjetunion, sie sagen nicht zu viel!
Doch warst du nicht in deinen ersten Tagen
Schon ausgerichtet auf dies hohe Ziel?
Die Nabelschnur der Erde ist zerrissen,
Uns winken Fernen, die kein Traum ermisst!
Wir aber lächeln sinnvoll, denn wir wissen:
Es gibt ein Wunder, das viel grösser ist!
Es gibt ein Märchen, das ward Wirklichkeit:
Es war einmal ein Volk in alten Zeiten,
Das brach die Fesseln der Vergangenheit,
Um in die Zukunft kühnen Flugs zu gleiten!
Und dieses Volk zerbrach sein altes Haus,
Sein Knechtsgeschick, sein Leben trüb im Dämmern
Und stürmte in den Sternenraum hinaus,
Um an das Tor des Morgenrots zu hämmern!
In einer Welt, von ewigem Hass geschieden,
Wo Mensch den Menschen stets in Bande schlug,
Trug dieses Volk fortan zum ewigen Frieden,
Zur wahren Freiheit kühn sein Sternenflug!
Ein Volk zerschlug den Zwang von Raum und Zeit,
Den Zwang der Nötigung und der Beschwerden,
Erschloss die Pforte zur Unendlichkeit,
In der schon seine Kinder wandeln werden...
Es war einmal in einer andern Zeit —
So hat das grosse Märchen angefangen.
Und dieses Märchen wurde Wirklichkeit!
Erst vierzig Jahre sind seitdem vergangen!
Das freie Volk begann den Himmelslauf,
Als erstes löst es sich von Erdenschwere.
Wie schwänge je sich zu den Sternen auf,
Wer noch an Not und Zwang gekettet wäre?
Neuer Weg Almanach 1958, S. 44
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[1960. Alfred Margul-Sperber: Dass man auf Erden ruhig schlafen kann!]
Dass man auf Erden ruhig schlafen kann!
Alfred Margul-Sperber
Ich muss jetzt an die vielen Menschen denken,
Die ich in meinem Leben schlafen sah:
Ich muss mich in ihr Dasein tief versenken.
Sie sind mir immer nah, sind immer da.
So sehr verschieden sind hier im Bereiche
Des Schlafs die Dinge: keins dem andern gleich.
Nicht einmal jeder Atem ist der gleiche,
Und jedes Antlitz ist ein andres Reich.
Hier eines weich, gelöst, wie eine Welle
Verrinnend schon an des Erwachens Rand;
Das andre trotzig, rauh, in harter Helle
Dem Hammerschlag des Tages zugewandt.
Manche sind hingegen ganz in Küssen
Und immer neue Nahrung sucht ihr Mund;
Und andre trauern, dass sie scheiden müssen
Und ihre Schritte tasten fremden Grund.
Und eines lauscht und will sich noch besinnen
Auf ein Verlornes, das ihm alles war;
Das andre rauscht mit allen seinen Sinnen
Talabwärts in die Morgenröte klar.
So sehr in ihrem Ton und Tun verschieden —
Sie haben alle eines doch gemein:
Sie alle atmen tief das Ruhn, den Frieden,
Sie wollen ganz vom Schlafe trunken sein!
Ich muss an alle diese Menschen denken
Und spür’s im Herzen wie ein Feuer lohn:
Wie kann sich ihnen jetzt der Schlaf noch schenken.
Wenn Mord und Untergang die Welt bedrohn?
Wie kann ich meinen Teil dazu entrichten,
Dass wir für immer brechen diesen Bann.
Dass wir nicht mehr der Fron des Blutes pflichten.
Dass man auf Erden ruhig schlafen kann?!
Neuer Weg Almanach 1960, S. 66
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[1961. Alfred Margul-Sperber: Sternstunden der Menschheit]
Sternstunden der Menschheit
Alfred Margul-Sperber
0 Lerche Mensch, der Erdenlast entbunden
Und sonnenwärts geschnellt in kühnstem Flug!
Unsterblicher Apriltag, da für Stunden
Ein Menschenherz im Weltraum sieghaft schlug
Und eine Botschaft trug in edle Räume
Vom größten, freisten Volke dieser Welt:
Des Menschen Macht verwirklicht alle Träume,
Ist in den Dienst der Menschheit sie gestellt!
Das Buch der Bücher ist die Weltgeschichte!
Die Kinder in den Schulen lesen drin
Nach tausend Jahren Taten und Gedichte
Von German Titow, Jurij Gagarin . . .
Und lesen: Nur ein Volk, von allen Schlingen
Und Lasten der Vergangenheit befreit,
Vermochte dieses Wunder zu vollbringen,
Den Sieg des Menschen über Raum und Zeit!
★
Der Menschheit Brudervolk, Sowjetvolk hehr:
Im Flug durchs All besiegtest du den Raum,
Denn seine Schranken hemmen dich nicht mehr;
Verwirklicht ist des Menschen kühnster Traum.
Vorstürmend in die Zukunft weltenweit
In deinem Plan, der Früchte wunderbar
Den Menschen trägt, besiegst du auch die Zeit
Und machst den Sternentraum auf Erden wahr.
Du läßt im Licht die Erde bunt erblühn,
So wie sie ihre Kosmonauten sahn:
Der Segen strömt aus Arbeit ohne Mühn.
Und diese Welt kennt keine Kriege mehr,
Wenn dein Jahrtausend aufsteigt himmelan,
Der Menschheit Brudervolk. Sowjetvolk hehr!
Neue Literatur, 12. Jg., Heft 6, 1961, S. 13
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[1961. Franz Liebhard: Der Sonnenkelch]
Der Sonnenkelch
Franz Liebhard
Besingen will ich in den Alltagsdingen
Die Spuren deiner Hände, deines Geistes,
Und deiner Kräfte Puls in allem Ringen,
Aus dem ein Werk entsteht, ein zeitgespeistes.
Denn Lob der Gegenwart und ihren Plänen,
Die Ziegel schlägt und brennt dem Haus von morgen
Und überwächst mit ihren stolzen Kränen
Die Türme, wo in schwarzem Nest verborgen
Die letzten Fledermäuse hausen, blinden
Geschicks Geschöpfe mit dem Kopf nach unten;
Sollt unter Menschen Ähnliches sich finden,
Setzt du daran die angebrannten Lunten
Von Sinn und Widerspruch — da sind die Klippen
Der Finsternis gesprengt mit einem Schlage.
So sprengt ein jeder, netzt er seine Lippen
Am Sonnenkelch vom Tische deiner Tage.
Du deckst ihn immer wieder, uns zu laben;
Uns schreckt kein schroffer Fels, auch kein vereister,
Reichst du uns deiner Lehren reiche Waben,
Partei des Kommunismus, unser Meister.
Neue Literatur, 12. Jg., Heft 6, 1961, S. 14
[1961. Astrid Connerth: Das kosmische Zeitalter ]
Das kosmische Zeitalter
Astrid Connerth
Die Traube ist reif.
Ihren Kern durchglutet die Sonne.
Süßer Most.
Starker Wein.
Die Traube ist reif.
Unsere Erde ist es auch.
Wie der Sonnenstrahl
in der gläsernen Klarheit des Herbstes
sie klärte,
drang der menschliche Geist
in das Kreisen des Mikrokosmos,
des Makrokosmos —
schuf das kosmische Zeitalter.
Die Raketen,
stark die Sonnenräume zu stürmen
von der Abschußrampe
der Arbeiterklasse.
Unsere Erde ist reif.
Juri Gagarin und German Titow
haben sie klein gesehen.
Reif für
Frieden,
Arbeit,
Freiheit,
Gleichheit
und Glück
aller Völker.
Unsere Erde, ein geringer Bruchteil des Weltalls
wurde für die Selbstvernichtung zu klein.
Aber um Menschen zu gebären
gesund, stark, glücklich und kühn,
die in die Freudenräume des Daseins
vorstoßen
ist sie groß genug.
Neue Literatur, 12. Jg., Heft 6, 1961, S. 15
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[1961. Franz Johannes Bulhardt: Für das selbsterrichtete Eden. Nach dem XXII. Parteitag der KP der UdSSR]
Für das selbsterrichtete Eden
Nach dem XXII. Parteitag der KP der UdSSR
Franz Johannes Bulhardt
Es war in den marmornen Hallen
das letzte der Worte gefallen.
Zwar hätte man Jahre gebraucht,
die Glut aller Herzen in Worte zu gießen,
Doch muß auch den morgengebärenden Tag
vorerst ein Abend beschließen.
So war von den Lippen von Allen
langsam der Jubel verhallen.
Doch war es nicht,
als wäre die Neunte verklungen,
Und ernüchterndes Licht
flammt in den Saal,
Nicht,
als hielte der bunte Traum einer Nacht
uns umschlungen,
Und plötzlich bricht fahl,
der Alltag herein.
Nein!
Es war ein Fanal,
ein wälderentwurzelndes,
furchenaufreißendes,
ozeanbändigendes
Zukunftssignal.
Das kraftspendend-mitreißend.
Und dennoch behutsam und sacht
die Seele des Menschen durchdrungen.
Zu reifen
das Begreifen,
Zu wandeln
das Denken und Handeln,
Das Denken und Handeln
eines jeden
Für das selbsterrichtete
Eden.
Für das Hohelied, das den Menschen preist.
Und dessen Text —
Kommunismus heißt!
Neue Literatur, 12. Jg., Heft 6, 1961, S. 11-12
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Erstellt: 31. 3. 2023 - Aktualisiert: 1. 4. 2023, 18:00 Uhr